Indien-Lektion die Erste: Metro fahren

Flugzeuge sind irgendwie echte Zeitmaschinen, oder? Waren wir in Gedanken in den letzten Tagen noch so gar nicht aufs Thema Urlaub eingestimmt, ging es dann gestern Abend auch schon in den Flieger und irgendwie ist die Zeit – Achtung Wortwitz – wie im Flug vergangen und plötzlich landeten wir in Neu Delhi. Verrückt! Einmal um die halbe Welt in 9 Stunden, Wahnsinn! Vom beschaulichen kleinen Lübeck spuckte uns das Flugzeug auf einmal in die aufregende Großstadt Neu Delhi aus. Offiziell leben hier 17 Millionen Menschen – wie viele es inoffiziell sind, das weiß wohl niemand so genau und wohl auch nicht grob…

  
Da standen wir nun also mit Visastempel Nr. 3 im Pass und den ersten indischen Rupien vom Bankautomaten am Indira Gandhi Airport und mussten entscheiden, wie wir ins Zentrum Delhi kommen wollten… Da wir in Bangkok so gut damit gefahren waren, sollte auch dieses Mal die Metro das Transportmittel der Wahl sein. Das war auch alles eine hervorragende Idee, bis wir vor der Herausforderung standen, vom leeren Airport Express in die gelbe Metro-Linie umzusteigen, die uns unserem Zielbahnhof näher bringen sollte. Das lief dann so:

„Oh, da kommt die Ubahn… Oha, die ist voll! Tolle Möhre…“ Und mit voll meine ich nicht das Berliner U-Bahn „Oh-da-müssen-wir-uns-aber-reinquetschen-voll“. Damit meine ich die Art von „Menschen-kleben-mit-dem-Gesicht-an-der-Scheibe-und-können-sich-keinen-Millimeter-mehr-bewegen-voll“. So voll, dass es rein physikalisch eigentlich gar nicht möglich ist, so viel Körper auf so kleinem Raum unterzubringen. Aber das interessiert die Inder herzlich wenig. Denn wenn die Tür erst einmal aufging, dann ging der Spaß erst richtig los. Von innen boxten sich Leute nach draußen und schubsten alle im Weg stehenden raus auf den Bahnsteig, während gleichzeitig von außen mindestens die doppelte Zahl an Leuten versuchte in die Metro zu kommen – und zwar mit vollem Körpereinsatz (bevorzugt Ellenbogen). Zum Schluss fuhr der Wagen mit vielen gequetschten Menschen weg – nur Felix und Tini standen noch etwas perplex und mit Gefühlen irgendwo zwischen Fluchtreflex und anerkennender Bewunderung da, während uns die Gewinner der Schlacht aus dem Wagon freundlich-bemitleidenswert angrinsten. Wir zwei inklusive zwei Reiserucksäcken und Handgepäck… einer von uns auch noch mit der nicht gerade Indien-kompatiblen Körpergröße von 1,93 m? Keine Chance, war mein erster Gedanke! Auch Bahn 2, 3 und 4, die innerhalb kürzester Zeit folgten, führten zu keinem anderen Ergebnis. Eine andere Strategie musste her: ich ging in den recht leeren Wagen, der extra für Frauen freigehalten wird, während Felix sich als Einzelkämpfer inkl. Rucksack ins Getümmel schmiss. Bei Versuch Nr. 6 klappte es dann tatsächlich, und so bestritten wir die erste Metro-Fahrt dann also brav nach Geschlechtern getrennt. Einmal in der Ubahn angekommen ist dann aber von der Ellenbogen-Mentalität nichts mehr zu spüren gewesen – alle waren super lieb zu uns und haben uns sogar andauernd ihre Plätze angeboten. Daran, dass sie dabei nie mit mir sprachen sondern immer Felix fragten, ob ich mich denn setzen möchte, muss ich mich wohl erst noch gewöhnen. 

Um diese authentische Indien-Erfahrung reicher hatten wir irgendwie auch jegliche Furcht vor der Motor-Riksha verloren (getreu dem Motto „Wer in Dehli Metro fahren kann, kann alles“) und ließen uns dann samt Gepäck für 50 Indische Rupien die letzten paar Kilometer zu unserem Airbnb-Host fahren. Und ob es nun die Müdigkeit von der Reise war oder einfach nur die überwältigende Erkenntnis, dass wir jetzt tatsächlich in Indien sind – irgendwie konnte ich die Fahrt trotz Dauergehupe und mehreren haarscharfen Situationen plötzlich richtig genießen und die vielen Eindrücke einfach in mich aufsagen…

Hach ja, wir sind in Indien! Namaste!

     

christin

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