Hallo ihr Lieben! Mittlerweile sind wir schon seit drei Tagen wieder zurück aus unserem Urlaub in Indien und schon mehr oder weniger wieder in Deutschland angekommen. Körperlich kämpfen wir noch ein wenig mit dem Jetlag und sitzen jeden Morgen zwischen 5 und 6 Uhr hellwach im Bett, aber das wird sich sicher die nächsten Tage geben. Felix hat sich außerdem noch einen grippalen Infekt oder so eingefangen und liegt mit ordentlich Fieber danieder. Wir hoffen mal, dass er sich nicht irgendeine Tropenkrankheit als Andenken aus Indien mitgebracht hat, aber wir sind erst mal ganz optimistisch. Geistig sind wir noch dabei, die vielen Eindrücke unserer fast dreiwöchigen spannenden Reise zu verarbeiten und es fällt uns doch schwer, uns wieder in den Alltag in Deutschland einzufinden. Zu viel gibt es zu verarbeiten und so viele Erlebnisse schwirren uns noch immer durch den Kopf. An ein paar Highlights haben wir euch ja auch schon während der Reise teilhaben lassen und wir haben uns wirklich sehr über das tolle Feedback von den verschiedensten Seiten gefreut. Danke, dass sich doch so viele von euch alle Blogartikel durchgelesen haben, obwohl sie teilweise schon etwas an Romane grenzen… ;)
Die letzten Tage in Mumbai waren unglaublich und wir haben so viel erlebt, dass wir uns manchmal zwicken mussten, um uns bewusst zu machen, das wir das jetzt gerade wirklich erleben dürfen. Nachdem wir so viel Armut gesehen haben, erlebten wir in Mumbai das genaue Gegenteil und fühlten uns mit unserem eigenen Fahrer und bei der Hochzeit in verschiedenen Nobel-Locations wie Könige. Gerne hätten wir euch auch von Mumbai aus auf dem Laufenden gehalten, aber leider hatten wir kein WLAN und das Hochladen von Fotos gestaltete sich dadurch entsprechend schwierig. Trotzdem haben wir uns immer fleißig Notizen gemacht und werden in den nächsten Tagen/Wochen noch ein bisschen mehr berichten – und fangen dann direkt mal an mit dem 28. Januar.
28. Januar: Von Udaipur nach Mumbai
Nach unseren kurzen Zwischenstopp in Udaipur ging es direkt am nächsten Morgen weiter zum Maharana Pratap Airport. Schiggi hatte uns angeboten, den Flughafentransfer für 500 Rupien pro Nase zu übernehmen – zwar nicht gerade ein Schnäppchen, aber wir hatten ja schließlich auch kostenlos übernachtet und sparten uns so den Trubel des Organisierens. Der Flughafen war echt mini klein, aber hatte dafür umso größere Sicherheitschecks. Beim Einfahren auf dem Parkplatz gab es die erste Kontrolle, dann folgte eine Pass- und Flugticketkontrolle bevor man das Flughafengebäude betreten durfte, dann eine weitere, um zum Check-In zu kommen. Dann wurde das Aufgabegepäck durchleuchtet und flugfest gemacht: alle Reisverschlüsse wurden mit Plastik-Nubsies so verschlossen, dass sie nicht mehr aufgingen und unsere Rucksäcke mit großen Plastik-Nubsies, deren Sinn sich uns nicht so ganz erschloss, umwickelt (Nubsies übersetze an dieser Stelle jeder für sich selbst, mir fällt das Wort gerade partout nicht ein). Damit es nicht langweilig wurde erfolgte vorm Check-In auch nochmal eine Passkontrolle (man hätte sich ja an den dreien davor vorbeischleichen können?!). Nachdem wir dann endlich unser Gepäck eingecheckt hatten und ein Upgrad für „nur“ 800 Rupien (über 100 €) pro Person für den 1 1/2 Stunden Flug abgelehnt hatten, ging es an den finalen Sicherheitscheck, wie immer brav getrennt nach Ladies und Gentlemen. Für die Frauen gibt es nämlich bei jeder Sicherheitskontrolle in Indien eine extra Schlange und die Kontrolle findet hinter einem Vorhang durch eine Frau statt, während die Männer wie bei uns ohne weiteren Sichtschutz kontrolliert werden. Nach gefühlten dreihundert Checks waren wir endlich in der kleinen Wartehalle angekommen und mir wurde etwas mulmig, als mein Blick auf ein Propellerflugzeug fiel. Hoffentlich war das nicht unseres. War es dann tatsächlich nicht, wie sich herausstellte (puh!) – unseres hatte nämlich 1 1/2 Stunden Verspätung, weil es aus Delhi kam und es dort mal wieder neblig war. Nachdem wir von unseren Zugreisen ganz andere Verspätungen gewöhnt waren, nahmen wir die kurze Verzögerung gelassen hin. Obwohl ich im Vorhinein gelesen hatte, dass Flugzeuge in Indien in der Regel auf europäischem Standard sind, war ich nach wie vor etwas skeptisch – dieses Land ist ja schließlich immer für Überraschungen gut. Aber wie so oft schon vorher, war auch diese Sorge unbegründet: das Flugzeug der indischen Billigfluglinie Indigo (mit Turbinen!) war besser in Schuss als so manches Flugzeug, in dem ich sonst so in meinem Leben saß. Der Flug war super entspannt und dank des wolkenlosen Himmels hatte man die ganze Zeit einen fantastischen Blick auf die sich verändernde Landschaft. Vom trockenen Udaipur flogen wir Richtung Süden und etwas näher an den Äquator in das tropische Klima von Maharashtras Hauptstadt Mumbai.
Die durchschnittliche Jahresdurchschnittstemperatur in Bombay, wie Mumbai bis 1966 hieß, beträgt übrigens kuschlige 26,7 Grad. Das merkten wir auch sofort, als wir das Flugzeug verließen – Tropenhaus lässt grüßen! Obwohl Januar der kälteste Monat ist, waren es bei unserer Ankunft gegen Mittag locker über 30 Grad. Vom Fahrer, den meine Freundin Sakhee für uns organisiert hatte, war erst einmal keine Spur. Da ich sie telefonisch aber nicht erreichen konnte und auch keine Adresse hatte, wo wir hin mussten, blieb uns erst einmal nichts anderes übrig als zu warten. So planlos wie wir rumstanden waren wir natürlich mal wieder gefundenes Fressen für Taxifahrer und Hotelbesitzer, die uns alle ihre Dienste und tollen Räumlichkeiten aufdrängen wollten. Einer wollte uns partout seine Visitenkarte überall hin stecken, auch wenn wir ihm hundert Mal sagten, wir seien bestens versorgt. Wieso musste ich da nur an unseren Freund den Riksha-Fahrer aus Delhi denken? :P
Nach einer Weile konnte ich dann zu unserer Erleichterung im Schilderwald am Ausgang ein Schild mit der Aufschrift „Ms Christine“ lesen – damit war wohl ich gemeint. Der Fahrer war irgendwie etwas verpeilt – nachdem wir eine Weile gefahren waren, wusste er anscheinend nicht mehr weiter und hat Sakhee angerufen. Sie versuchte ihm am Telefon den Weg zu erklären, aber irgendwie hat das auch nicht so richtig hingehauen. Irgendwann hat Sakhee mir dann die Adresse per WhatsApp geschickt und ich habe mein teures mobiles Internet genutzt, um den Weg bei Google Maps zu finden und den Fahrer dann irgendwie versucht zu dirigieren. Mit Sakhee am Telefon und mir als Navigationsgerät hatten wir es nach vielen Anläufen endlich geschafft! Eigentlich war der Weg ganz einfach gewesen, aber der Gute wollte irgendwie nicht auf uns hören und ist lieber 10 Mal ausgestiegen, um nach dem Weg zu fragen. Auch wenn wir kein Hindi können, waren wir uns doch sehr sicher, dass er uns unterwegs mindestens 200 Mal verflucht hat.
Endlich angekommen zeigte uns ein Angestellter von Sakhees Familie unsere Unterkunft für die nächsten Tage: wir hatten unser eigenes Apartment ganz für uns alleine, sogar mit Balkon! In der Wohnung haben bis vor kurzem Verwandte von Sakhee gewohnt, jetzt steht sie aber leer und war daher die perfekte Unterkunft für uns. Außerdem wohnte Sakhee ganz in der Nähe, was die Kommunikation um einiges erleichterte.
Irgendwann stieß auch Sakhee zu uns, die zur Vorbereitung auf ihre Hochzeit gerade aus dem Nagelstudio kam. Es war so schön, sich nach über zwei Jahren endlich einmal wieder zu sehen! Für alle die es nicht wissen: wir haben 2012/2013 gemeinsam unseren Master an der University of Bath gemacht und sind nach dem Abschluss jeweils wieder in unsere Heimat zurückgekehrt. Als sie uns fragte, ob wir vielleicht Hunger auf Pizza hätten, fingen Felix‘ Augen sofort an zu leuchten – nach 2 Wochen fast ausschließlich indischem Essen klang Pizza mehr als nur verlockend! Während wir auf die Lieferung warteten, erzählte uns Sakhee ein bisschen über die Pläne der anstehenden Tage und lud uns direkt noch zum Dinner mit ihrer Familie bei sich zu Hause ein. Da schon wieder der nächste Termin auf sie wartete, musste sie leider auch relativ schnell wieder los – man hat es nicht leicht als Braut. Als indische Braut erst recht nicht, denn die Hochzeit geht ganze vier Tage (ja, ihr habt richtig gelesen)! Dazu aber in den nächsten Blogposts mehr.
Wir genossen erst mal unsere Pizzen und Knobibrot auf dem Balkon, ruhten uns etwas vom anstrengenden Morgen aus und hüpften dann unter die Dusche, um beim abendlichen Dinner vorzeigbar zu sein. Ihr glaubt übrigens gar nicht, wie gut eine richtige Pizza schmecken kann, wenn man so lange nur Reis und Co. hatte! Leeeecker!
Am Abend ging es zu Sakhee nach Hause zum gemeinsamen Familien-Dinner. Wir wurden super herzlich von allen empfangen und lernten nicht nur Sakhees Eltern, sondern auch ihre Großeltern und Tanten, Onkels, Cousinen und Co. aus aller Welt kennen. Einige Verwandte waren aus Amerika und Südafrika angereist, und noch mehr Familie sollte am nächsten Tag folgen. Sakhees Oma nahm uns direkt in den Arm und freute sich, dass für extra für Sakhees Hochzeit aus Deutschland gekommen waren – wir fühlten uns direkt wie ein Teil der Familie. Natürlich schaute auch wieder jeder darauf, dass wir auch ja genug zu Essen bekommen – die Frage „Did you eat?“ sollte uns von da an jeden Tag begleiten… ;) Das Essen war auch dieses Mal wirklich lecker und wir kosteten uns zum Nachtisch durch verschiedene indische Süßigkeiten. Glücklicherweise blieben wir von einer „Mästung“ wie bei unseren airbnb Hosts in Agra verschont und konnten so viel besser die Leckereien genießen. Von der neuen Wohnung der Familie im neunten Stock genossen wir bei einem Glas (oder mehreren Gläsern ;) unglaublich leckerem Weißwein den sagenhaften Ausblick auf das nächtliche Mumbai und ließen den ersten Abend in der größten Stadt Indiens (12,5 Mio Einwohner OHNE die Randbezirke!) entspannt ausklingen…